Der Tag, an dem du stirbst by Lisa Gardner

Der Tag, an dem du stirbst by Lisa Gardner

Autor:Lisa Gardner [Gardner, Lisa]
Die sprache: deu
Format: mobi, epub
Herausgeber: Rowohlt E-Book
veröffentlicht: 2013-09-01T22:00:00+00:00


Es dauerte eine Weile. Wir kramten in meinen Erinnerungen an die High-School-Zeit, was alles andere als einfach war. Ich kenne Leute, die noch den Namen der Katze nennen können, die sie im Alter von vier Jahren hatten, doch zu denen zählte ich nicht. Mein Gedächtnis ist voller Lücken. Ich vergesse sowohl die schönen Dinge als auch die schlimmen. Nicht erst nach zwanzig Jahren, sondern schon nach zwanzig Tagen. Wäre das Erinnerungsvermögen ein Muskel, hätte sich meiner aus Mangel an Betätigung stark zurückgebildet.

Außerdem fühlte ich mich abgelenkt von Detective O. Sie machte mich nervös mit ihren Fragen und zweifelte alle meine Antworten an. Für sie schien festzustehen, dass ich etwas verheimlichte. Sie machte mir ein schlechtes Gewissen, indem sie mir zu verstehen gab, dass sie von mir enttäuscht war. Auch ihr wurde ich nicht gerecht. Ich hätte mich schneller erinnern, präziser antworten und alles gestehen sollen.

Plötzlich ging mir ein Licht auf. Die beiden Detectives spielten «Good Cop, bad Cop» und versuchten, mich in die Mangel zu nehmen. Aber ich war hundemüde und völlig durch den Wind. Ich erinnerte mich tatsächlich nicht mehr an meine Schulzeit.

Schließlich gingen wir ins Internet und fanden über Google ein Archiv, in dem digitale Kopien unserer alten Jahrbücher gespeichert waren.

Es dauerte eine Weile, bis es mir gelang, ungefähr ein Dutzend Mädchen zu identifizieren, die unser Trio umkreist hatten. Manche waren mit Randi, andere mit Jackie befreundet. Keines mit mir. Selbst auf den Fotos meiner ehemaligen Langlaufstaffel erkannte ich nur die Hälfte meiner Sportkolleginnen, ohne dass ich ihre Namen hätte nennen können.

Meine Welt hatte tatsächlich fast ausschließlich aus Randi und Jackie bestanden. Ohne sie stand für mich die Zeit still. In ihrer Gesellschaft drehte sich die Welt wieder.

Ich fragte mich, ob es ihnen ähnlich ergangen war. Hatte es ihnen wirklich Spaß gemacht, an den Wochenenden meiner Tante in ihrer Pension zu helfen? Waren sie wirklich froh gewesen, wenn ich spätabends anrief, weil ich ihnen noch etwas zu sagen hatte?

Vielleicht war ich gar nicht der Kitt, der uns zusammengehalten hat. Es kann durchaus sein, dass ich nur eine Bürde für sie gewesen bin, der eigentliche Grund, warum wir mit achtzehn auseinandergingen. Vielleicht waren sie glücklich, mich endlich los zu sein.

Die beiden Detectives machten sich Notizen. Sie wollten mehr über Randi wissen und stellten Fragen zu Jackie, die nur wirklich gute Freunde beantworten konnten. Spitznamen, Lieblingsausdrücke, Songs, Filme, Fernsehshows, Schoßtiere.

Ich konnte alle ihre Fragen beantworten und versuchte mir einzureden, dass das von Bedeutung sei. Ich hatte meine Freundinnen nicht nur geliebt, sondern wirklich gekannt, ihnen zugehört, Verständnis für sie aufgebracht, mich um sie gekümmert.

Ja, an Jackie und Randi konnte ich mich erinnern.

Aber dann verließ mich der Mut, als die Detectives wieder auf meine Kindheit zu sprechen kamen und wissen wollten, mit wem ich sonst noch Kontakt gehabt hatte. Sie schienen nicht wahrhaben zu wollen, dass es für mich ausschließlich Randi Jackie Charlie gegeben hätte, dass ich als hilfebedürftiges Mädchen nicht noch eine andere, fragwürdige Freundschaft gepflegt hätte, um die zerstörerische Liebe meiner Mutter zu kompensieren.

Die Detectives berieten sich flüsternd, machten



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